Ich wähle die Linke - read why

Als Sexarbeiterin wähle ich bei der Europawahl Die Linke und halte es für die beste Wahl für all meine Kolleg*innen. Um euch zu erklären warum, habe ich die Positionen in den EU-Wahlprogrammen der verschiedenen Parteien zum Thema Sexarbeit mal heraus gesucht:

Die Linke: "Rechte von Sexarbeiter*innen stärken, ihre Gesundheitsversorgung mit niedrigschwelligen Angeboten verbessern und ihre Selbstorganisation unterstützen, sichere Arbeitsorte ermöglichen sowie Stigmatisierung, Repression und Kriminalisierung von Sexarbeiter*innen und Kund*innen verhindern."

Bündnis 90 / Die Grünen: "Auch Sexarbeiter*innen brauchen Rechte und Schutz vor Gewalt, Stigmatisierung und Kriminalisierung."

Union: "Ziel ist insbesondere die Verbesserung bei der Koordinierung der Strafverfolgung (z. B. Bekämpfung von Menschenhandel, restriktive Prostitutionspolitik)."

Weder bei FDP noch bei SPD gibt es Forderung zur Sexarbeit oder Prostitution.

Die Union ist offensichtlich unwählbar, da sie an uns nur im Kontext von Menschenhandel denkt und wie sie restriktiver gegen Sexarbeitende vorgehen kann. Für die FDP und SPD scheinen wir keine Rolle zu spielen. Grüne und Linke haben eine solidarische Position mit uns formuliert, allerdings wird diese nur bei der Linken auch konkretisiert.

Ich möchte die Frage der Sexarbeit aber nicht isoliert betrachten. Viele Kolleg:innen haben neben ihrem Beruf mit anderen Problemen in der Gesellschaft zu kämpfen und deswegen darf unsere Betrachtung hier nicht enden. Zwei weitere Themen die ich für zentral halte sind die Frage des Aufenthalts- und Asylrechts, sowie die Frage der sozialen Absicherung.

Auch wenn es nicht die große Mehrheit ausmacht, die immer an die Wand gemalt wird, so gibt es Menschen, die in Deutschland unter Zwang arbeiten.  Ich möchte sie nicht Kolleg*innen nennen, da es sich hierbei nicht um Lohnarbeit, sondern um Gewalt handelt. Dennoch sorge ich mich um das Wohlergehen dieser Menschen. Sie haben all unsere Hilfe und Solidarität verdient. Des Weiteren gibt es Kolleg*innen, die hier keinen legalen und/oder sicheren Aufenthaltstitel haben oder unter sehr prekären Bedingungen arbeiten. Angehörige beider Gruppen brauchen soziale und finanzielle Sicherheit, sowie einen sicheren Aufenthaltstitel. Das sind die Voraussetzungen, um sich aus einer solchen Situation befreien zu können. Parteien die jedoch das Asylrecht verschärfen (1) und die keine wirkliche Reform von "Hartz IV" anstreben (2) sind hierzu offensichtlich nicht Willens. Das sind alle im Bundestag vertretenen Parteien außer der Linken.

(1) Alle Parteien außer der Linken haben dem Beschlusstext nicht zugestimmt. "Der Deutsche Bundestag fordert die Bundesregierung auf,

1. sich in den Verhandlungen auf EU-Ebene zum Gemeinsamen Europäischen Asylsystem für den Erhalt und die Stärkung des individuellen Rechts auf Asyl einzu[1]setzen und insbesondere verpflichtenden Grenzverfahren und der Ausweitung sicherer Dritt- und Herkunftsstaaten-Regelungen klar zu widersprechen." https://dserver.bundestag.de/btd/20/069/2006902.pdf

(2) Hierzu seien besonders Harald Thomé und der Tacheles e.V. empfohlen, die immer wieder umfangreiche Kritik an den Sozialgesetzbüchern II und XII, dem Umgang der Behörden damit und der Einführung des Bürgergelds formulieren. https://tacheles-sozialhilfe.de/beratung/beratung-wuppertal.html

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