Hass auf trans* Personen kommt aus unterschiedlichen Richtungen und er ist die Grundlage für die Verbrechen, deren Opfer wir heute betrauern. Er kann religiös begründet werden oder aus einem konservativen Verständnis von Geschlechterrollen entstehen. Besonders wütend macht es mich aber, wenn er als Feminismus getarnt daherkommt. Wenn selbsternannte „Feministinnen“ sich mit einem völlig reaktionären Verständnis von Feminismus über Flinta*-Personen, also Frauen, Lesben, inter, nicht-binäre, trans und a-gender Personen, stellen. Wenn sie zum Beispiel behaupten trans* Personen, vor allem trans* Frauen, wären die große Gefahr für cis (also nicht-trans) Frauen, wenn sie Zugang zu den selben Schutzräumen bekämen und so über Jahre verhindern, dass trans* Frauen diese Zugänge bekommen. Wenn sie ohne jegliche Expertise behaupten, es gäbe „wissenschaftlich erwiesen“ nur 2 Geschlechter, wenn sie trans* Personen misgendern und deadnamen, also absichtlich falsche Pronomen und Namen verwenden oder im Namen des Feminismus Stimmung gegen das neue Selbstbestimmungsgesetz machen.
Als Sexarbeiterin kenne ich diese „Feministinnen“ sehr gut. Denn es sind dieselben, die mir erklären wollen, mein Beruf sei Gewalt und man müsse uns „retten“ statt unsere Entscheidung zu akzeptieren und anzuerkennen, dass Sexarbeit auch gerade ein Weg aus Gewalt und Armut sein kann. Doppelt getroffen werden davon wiederum die vielen Kolleg*innen, die trans* sind und in der Sexarbeit arbeiten. Gerade die, die einem besonders hohen Risiko ausgesetzt sind, Gewalt zu erfahren. Nach Informationen der @TGEU waren 48% der ermordeten trans* Frauen letztes Jahr Sexworker und zwar nicht, weil Sexarbeit per se Gewalt bedeutet, sondern weil der Hass auf trans* Personen und die Stigmatisierung von Sexarbeit sich gegenseitig verstärken.
Die Bevormundung von Flinta*-Personen ist das verbindende Glied in der Ideologie dieser Menschen. Sei es bei der Frage wie wir genannt werden wollen, ob wir eine bestimmte medizinische Behandlung benötigen, wie wir unser Geld verdienen oder, ob wir uns entscheiden ein Kopftuch anzulegen, sie glauben besser zu wissen, was gut für uns ist, als wir selbst. Das ist nicht feministisch, sondern inhärent patriarchal! Es ist oft rassistisch, transfeindlich und sexistisch. Feminismus ist der Kampf für die Befreiung von Flinta*-Personen und nicht für deren Bevormundung und deswegen kann Feminismus nur Feminismus sein, wenn er solidarisch mit und für uns alle kämpft!